Die Erwartungen bei Christopher Kraemer waren hoch, wollte doch der Bundeskaderathlet des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) bei der Ringer-Europameisterschaft in Zagreb vorne mitmischen. Letztendlich schied der 28-jährige Griechisch-Römisch-Spezialist in der Hoffnungsrunde genauso aus wie Niklas Stechele, sein Vereinskollege vom TSV Westendorf. Doch beide verfolgen weiterhin ehrgeizig ihre Ziele.
Kraemer hatte bei den kontinentalen Titelkämpfen mit Abstand den schwereren Pool. „Ich habe gemerkt, dass ich schon ziemlich nah dran bin“, so der DRB-Starter über das verlorene Duell gegen Viktor Ciobanu, Weltmeister von 2021 und Olympiateilnehmer von Tokio. Dass der Moldawier das Finale erreichte, brachte Christopher Kraemer wieder zurück auf die Matte. Nach seinem ersten Sieg in der Hoffnungsrunde über den Franzosen Leo Tudezca, schaffte er im entscheidenden Duell gegen den bärenstarken Türken Kerem Kamal nicht die Sensation. „Ich musste im zweiten Durchgang mein Tempo erhöhen, allerdings kam ich in einen Schulterschwung hingekommen, der dann zur Niederlage führte“, so Christopher Kraemer. Er selbst sieht sich „überhaupt nicht weit weg von der Topspitze.“ Im ersten Moment habe die Niederlage sehr weh getan, „aber gegen solche Ringer darf und kann man verlieren. Er hat eine Aktion eben eiskalt ausgenutzt.“ Dennoch habe der Bundesligaakteur des SV Wacker Burghausen die EM in vollen Zügen genossen. Auf so einem hochkarätigen Turnier ringen zu dürfen, sei was Großartiges und „einfach ein geiles Erlebnis.“ Nichtsdestotrotz geht für Kraemer der Blick nach vorn. Er verfolgt ein Ziel: Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2023 in Belgrad. Allerdings gibt es gerade in der olympischen Gewichtsklasse bis 60 Kilo noch mit Etienne Kinsinger (Köllerbach) einen großen Konkurrenten. Bis dahin gilt es für Kraemer weitere Hürden erfolgreich zu meistern. Auf internationaler Bühne warten Ende Juli das Pytlasinski-Turnier in Polen und der Große Preis von Deutschland im August in Dortmund. Bundestrainer Michael Carl wird alle Ergebnisse Kraemers in die Gesamtbeurteilung miteinfließen lassen.
Das große Ziel in diesem Jahr hat Niklas Stechele bereits mit dem Gewinn des U23-EM-Titels erreicht. Bundestrainer Jürgen Scheibe nominierte den 23-Jährigen aus dem Ostallgäuer Ringerdorf, der in Heidelberg studiert, für die Männer-Europameisterschaft in Kroatiens Hauptstadt. Doch das Ausnahmetalent erwischte zu Beginn der kontinentalen Titelkämpfe ein Hammerlos. Weltmeister Zelimkhan Abakarov, gebürtiger Russe mit albanischem Pass, machte mit ihm kurzen Prozess. „Dadurch, dass ich statt in 57 hier in 61 Kilo auf die Matte ging, war ich Zelimkhan körperlich schon unterlegen“, so der Freistilspezialist. Abakarov erreichte das Finale, für Stechele ging es in der Hoffnungsrunde weiter. Allerdings stoppte ihn der Ukrainer Taras Markovych auf dem Weg ins kleine Finale. Der Auftritt in der kroatischen Hauptstadt hat Stechele trotzdem wieder etwas vorangebracht, „auch wenn mir eine längere Pause zwischen beiden Europameisterschaften gutgetan hätte.“ Trotzdem: Die Enttäuschung über das vorzeitige Aus kann auch der Kaderathlet nicht ganz verbergen. „Gegen den Ukrainer war ich auf Augenhöhe, deshalb nehme ich viel Positives mit“, betont er, der wie Kraemer nun sein nächstes Ziel vor Augen hat: Die deutschen Einzelmeisterschaften Anfang Juni in Heidelberg. Mit dem SC Siegfried Kleinostheim geht es für ihn Ende September in eine weitere Bundesliga-Saison. Durchaus ist noch altersbedingt eine Teilnahme bei der U23-WM in Tampere (Finnland) im Oktober möglich. „Niki und Chris sind unsere zwei Topathleten. Dank der Beiden ist das Ringerdorf Westendorf stets in aller Munde. Sie leisten Großartiges, was uns sehr stolz macht“, betont Vereinschef Robert Zech. Stefan Günter (stg)