Interview Matthias Einsle
Der Bayerische Ringer-Verband hat einen Schlussstrich gezogen: Die Saison in sämtlichen Ligen ist vorbei. Die rasante Entwicklung in der Corona-Pandemie ließ die Verantwortlichen auch keine Wahl. Der TSV Westendorf hat die Runde auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Nur einen Kampf verloren die Ostallgäuer, und zwar auswärts gegen den Oberligameister und Aufsteiger in die Zweite Bundesliga SV Siegfried Hallbergmoos. Wir sprachen mit Freistil-Cheftrainer Matthias Einsle über die abgebrochene Saison.
Wie lautet Ihr Fazit?
Einsle: Mit der Saison bin ich völlig zufrieden. Wir haben das herausgeholt, was wir auch wollten. Unser Ziel war ein Platz unter die besten drei Mannschaften. Das haben wir erreicht. Es stand aber auch schnell fest, dass wir nicht Erster werden können.
Es hat aber nicht viel zu Platz eins gefehlt.
Einsle: Das stimmt, wobei es sich schnell herauskristallisiert hat, dass Hallbergmoos mit seinen Legionären den Fokus auf die Meisterschaft setzte.
Ich bin überzeugt, dass wir uns wieder einen gewissen Namen in Bayern gemacht haben. Wir haben mit neun eigenen Athleten gerungen.
Was stach aus Ihrer Sicht denn besonders hervor?
Einsle: Ganz klar der Kampf gegen Hallbergmoos in Westendorf. Da haben die Jungs in so vielen Einzelbegegnungen enorme Willensstärke gezeigt. Jeder wollte um Biegen und Brechen seinen Kampf gewinnen. Der unbändige Siegeswille ist unfassbar stark. Das hätte ich nicht so gedacht. Was alle Ringer angeht: Sie haben durch die Bank jedes Mal eine super Leistung abgerufen. Keiner hat schlecht abgeliefert.
Würde es für die Zweite Bundesliga reichen?
Einsle: Für die Zweite Bundesliga brauchen wir ein ordentliches Niveau, um dort mitringen zu können. Mit Michael Heiß und mir gibt es aktuell zwei alteingesessene Athleten. Doch auf Dauer werden wir uns zurücknehmen. Die Positionen müssen dann durch andere Ringer besetzt werden. Uns war jetzt das Risiko einfach zu groß. Wir wissen noch nicht, wie die Ligeneinteilung der wieder neugeschaffenen Zweiten Bundesliga ausschaut und wie weit auch die Fahrtstrecken sind.
Aber der Aufstieg ist dennoch das Ziel?
Einsle: Gewiss. Ob wir diesen Schritt nächste Saison oder auch erst zu einem späteren Zeitpunkt schaffen, muss sich zeigen. Wir dürfen es nicht übertreiben. Die Fans wollen die eigenen Ringer sehen. Das ist unsere Philosophie und daran wird sich nicht viel ändern.
Wie waren Sie mit der Ausländerposition zufrieden?
Einsle: Da ist allgemein etwas schiefgelaufen. Wir hatten Lizenzprobleme, sodass unser Legionär zu einem späteren Zeitpunkt die Starterlaubnis bekam. Wir wollten einen Ausländer im Schwergewicht haben, um auch unsere Sportler zu entlasten. Wir müssen nicht immer vollstellen. Letztendlich waren wir als Team besser als gedacht, konnten auch ohne Ausländer starke Kämpfe bestreiten. Allerdings habe ich auch die Liga allgemein stärker eingeschätzt.
Die zweite Mannschaft hat die Saison auf dem vierten Platz abgeschlossen. Am vergangenen Wochenende gab es eine deutliche 14:37-Niederlage in Kelheim. Sind Sie trotzdem mit dem Saisonverlauf zufrieden?
Einsle: Völlig. Wir haben einen breiten Kader ringen lassen. Zwar konnten wir nicht immer die beste Mannschaft stellen, trotzdem haben wir versucht, allen Ringern die Chance zu geben, damit sie sich im Männerbereich etablieren und Erfahrungen sammeln können. Die Spitzenteams Unterföhring und Kelheim waren zu stark, gehören nicht in dieser Liga.
Es ist eigentlich Tradition, dass sich die Ringer nach ihrer Saison gebührend von ihren Fans verabschieden. Das fällt diesmal leider aus.
Einsle: Da bin ich schon enttäuscht. Aber aufgrund der aktuellen Corona-Situation und den steigenden Inzidenzen ist das aber verständlich, dass wir nicht gemeinsam feiern können. Wir werden versuchen, eine eigene Weihnachtsfeier zu organisieren, falls es unter den Bedingungen überhaupt möglich sein wird. tsv
