Seit vielen Jahren ringen drei Afghanen beim TSV Westendorf
Sie sind schon längst sportlich und menschlich angekommen. Das afghanische Trio Nasrat Nasratzada, Edris Fazeli und Farid Arabzahah teilen das gleiche und traurige Schicksal: Alleine, ohne Eltern, kamen sie ins Allgäu und fanden in der großen TSV-Familie neue Freunde.
Seit Oktober 2015 ist Nasratzada im Allgäu. Schon in Afghanistan rang er mit Leidenschaft und fand beim TSV Westendorf eine neue sportliche Heimat. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagte der 20-Jährige, der gerade eine Ausbildung zum Elektriker absolviert. Nasrat hat Talent. Kein Wunder, denn in Afghanistan ist Ringen Volkssport. „Er ist auf einem guten Niveau“, so Herren-Trainer Matthias Einsle. Der Freistiler geht auch stilartfremd auf die Matte und stellt sich somit in den Dienst der Mannschaft. In der Oberliga-Saison 2019 erreichte er allein neun Siege für den TSV. Nasratzada geht im Limit bis 66 und 71 Kilo auf die Matte.
Ein Jahr jünger ist Edris Fazeli. 2016 kam er ins Allgäu. Als Ringerverrückter hat er nach einem Trainingsplatz gesucht. Zufällig stieß er auf den TSV Westendorf, da er in der Zeitung darüber gelesen hatte. Lange Zeit sei er immer mit dem damaligen Cheftrainer des TSV, Klaus Prestele, gemeinsam zum Training gefahren. Auch Fazeli fühlt sich in Westendorf pudelwohl. Er ist im dritten Lehrjahr als Mechatroniker. „Ich habe mit den Jungs Spaß auf und abseits der Matte“, so Fazeli. Er wolle sich kontinuierlich weiterentwickeln. Ein großes Ziel hat er: „Ich würde mich sehr freuen, eines Tages auf einer deutschen Meisterschaft antreten zu dürfen.“ Fazeli habe sich laut Einsle in den letzten beiden Jahren sehr gut entwickelt. „Er hat in der zweiten Mannschaft in der Saison 2019 alle Kämpfe gewonnen. Edris wird auch in der kommenden Runde eine wichtige Rolle spielen.“
Farid Arabzahah ist der Jüngste im Bunde, 15 Jahre jung und geht noch zur Schule. Vor sechs Jahren kam er nach Deutschland. Über München führte ihn sein Weg ins Allgäu. Ein ehemaliger Betreuer nahm ihn zu einem Wettkampf nach Westendorf mit. Fortan war er begeistert vom Ringkampfsport. „Nach dem Probetraining hatte ich richtig Lust diesen Sport zu machen“, erzählte er. Farid fühle sich in Westendorf angenommen. „Ich bin nun Teil der Mannschaft.“
Westendorfs Vereinschef Robert Zech ist froh und zu gleich stolz, die drei afghanischen Ringer in der TSV-Familie zu haben: „Wir haben ihnen gerne die Hand gereicht. Sie sind ein enormer Gewinn für uns, sportlich und menschlich.“ sg