EM-Held Niklas Stechele ist nach dem Gewinn des Europameistertitels wieder zurück in Heidelberg. Der Westendorfer, der in der Universitätsstadt studiert und wohnt, konnte endlich in einem ruhigen Moment über die wohl bisher erfolgreichsten Stunden seiner Karriere sprechen.
„Der EM-Titel bedeutet mir sehr viel. Die Goldmedaille sagt: Du bist einfach der Beste in Europa“, strahlt Stechele dabei über das ganze Gesicht. Es sei schon krass. So richtig realisieren könne er den jüngsten Erfolg immer noch nicht. Viele internationale Turniere beendete der mittlerweile 23-Jährige auf dem unglücklichen fünften Rang. Dass es jetzt in Bukarest am Ende sogar zu Platz eins gereicht hat, „gibt mir für die Zukunft natürlich viel Selbstbewusstsein. Auch der Sprung in den Männerbereich wird mir leichter fallen“, erzählt der frisch gebackene Europameister der U23-Klasse. Gerade nach dem Halbfinale war die Erleichterung bei ihm aber sehr groß, da er eine Medaille schon sicher in der Tasche hatte. Da fiel ihm schon eine Last ab. Die ersten Nachrichten erreichten ihn bereits am Freitagabend, viele wünschten ihm viel Glück für das entscheidende Duell.
Am Finaltag selbst hatte Stechele ein gutes Gefühl. Je näher sein Auftritt kam, desto größer packte ihn die Nervosität. Die Bundestrainer Marcel Ewald (Junioren) und Jürgen Scheibe (Männer) sprachen ihm Mut zu. Im Kampfverlauf fühlte sich der Westendorfer immer sicherer, auch wenn es kein Selbstläufer war. Tolga Ozbet versuchte ein ums andere Mal eine weitere Wertung zu erzielen, doch Niklas Stechele bremste jede Bemühung des Türken aus und hielt ihn in Schach. Es waren bange und intensive Momente. Der Kaderathlet des Deutschen Ringer-Bundes führte zur Pause nur mit 4:2, hatte also noch 180 Sekunden vor der Brust. „Diese drei Minuten gingen gefühlt eine Ewigkeit“, so der Freistilspezialist.
Unterm Strich haben sich das ständige Gewichtmachen und die vielen kräftezehrenden Einheiten ausbezahlt. „Für mich ist es die Bestätigung, dass ich alles richtig gemacht habe.“ Emotional wurde es noch beim Klang der Nationalhymne. Für den EM-Helden sei es ein unbeschreibliches Gefühl gewesen. „Ich stand da oben auf dem Treppchen und habe immer noch nicht realisiert, was da eigentlich passiert ist.“ Dass sein Papa Thomas bei den EM-Kämpfen in der Halle weilte, habe ihm nochmals Kraft und einen Schub gegeben. Als Stechele wieder zurück im Hotel war, wurde er mit Glückwünschen per WhatsApp überhäuft. Ob aus Kleinosteim, Westendorf oder sonst woher: Jeder wollte Niki gratulieren. Riesig gefreut hat sich auch seine Mutter Gabi.
An der europäischen Topspitze ist Niklas Stechele nun angekommen. Für ihn sei es aber erst einmal nur ein Etappenziel. Von Ausruhen könne keine Rede sein. Die nächsten Ziele sind schon im Visier. Anfang Juni steht in Heidelberg die deutsche Einzelmeisterschaft auf dem Programm. Und wenn alles klappt, dann dürfte mit Sicherheit noch ein weiteres internationales Turnier in diesem Jahr auf dem Terminplan des DRB stehen.