Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften gehören für Ringsportbegeisterte zu den absoluten Höhepunkten. Jährlich treffen sie sich bei den großen Sportevents, um die Besten auf der Matte hautnah zu erleben. Bei der WM im serbischen Belgrad haben auch Jürgen und Thomas Stechele, Jens Rarek und Uli Trezfer das Spektakel hautnah miterlebt.
Optisch gesehen war die ganze Aufmachung ein richtiger Wow-Effekt. Eine große Halle mit einem Würfel in der Mitte. Dort wurden die Challenges verfolgt, die der deutsche Kampfrichterchef der UWW (United World Wrestling), Antonio Silvestri, jedes Mal ausführlich erklärt. „Jeder Zuschauer kann aus verschiedenen Kameraperspektiven die zu wertende Aktion nochmals betrachten und nachkontrollieren“, erzählt Thomas Stechele vom TSV Westendorf. Der Rest der Halle sei aber ein einziger Flop gewesen. Ja, die Veranstalter haben sich gegenüber den Zuschauern überhaupt nicht in einem optimal Licht präsentiert. „Überall Dreck und Schmutz. Es gab auch nichts zu essen, geschweige nur Wasser, Cola und Kaffee“, schüttelte Thomas Stechele mit dem Kopf. Die vier Westendorfer, die Niklas Stechele bei seiner ersten Männer-WM zuschauten, mussten sich ganz strengen Kontrollen unterziehen lassen. „Es kam uns vor als betreten wir einen Hochsicherheitstrakt. Durch eine Metalldetektorschleuse wurde jeder Besucher durchgelassen. Essen und Getränke von draußen durften nicht ins Innere der Halle mitgenommen werden“, ergänzt Jürgen Stechele, Nachwuchscheftrainer des TSV Westendorf. Die Tribünen wurden nach den Wettkampftagen nicht gereinigt, die Toiletten waren ebenfalls nicht sauber. Was die Ringerfans aus dem Allgäu aber beobachten konnten: In der VIP-Lounge fehlte es allerdings an nichts.
Sportlich gesehen erlebten alle Fans des Ringkampfsports ein wahres Spektakel. Auf vier Matten wurde gerungen. Was gezeigt wurde, machte auch die vier Westendorfer zeitweise sprachlos. Selbst der Auftritt von Niklas Stechele war in ihren Augen Weltklasse. „Wie sich Niki nach einem 0:5-Rückstand gegen den Türken noch Punkt um Punkt zurückgekämpft und reingerauft hat, war einfach unglaublich“, so die einhellige Meinung der vier Ostallgäuer. Die WM war deshalb so imposant, da es um ein Finalticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ging. 100 Nationen waren am Start. Nicht nur die Amerikaner haben eine bärenstarke Performance abgegeben, allein die Tatsache, dass Athleten aus dem gesamten asiatischen Raum, Australien, Afrika, aus Südamerika und Europa anreisten, zeigt: Die gesamte Ringerwelt war in Belgrad derzeit zu Gast.
Selbst der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes, Jens-Peter Nettekoven, saß sich zu den deutschen Fans auf die Tribüne. Dabei wurde auch fachsimpelt. „Er zeigte sich fan-nah und hat auch die deutschen Sportler lautstark angefeuert“, so Jürgen Stechele. Der DRB-Chef sah auch die klasse Leistung des 23-jährigen Ostallgäuers, der, damit sind sich alle einig, einen starken Eindruck hinterlassen hat. „Was Niki gezeigt hat, ist einfach der Wahnsinn“, so Jürgen Stechele abschließend.
Bild: Die beiden Brüder Thomas, und Jürgen Stechele mit dem DRB Präsident Jens Nettekoven