Wenn die besten iranischen Ringer auf die Matte schreiten, jubeln ihnen zigtausende frenetische Anhänger zu. Das Ringen selbst ist in dem westasiatischen Land Volkssport. Jüngst stand in der Hauptstadt Teheran der Team-Cup auf dem Programm. Neben Gastgeber Iran, der zwei Mannschaften stellte, nahmen noch Georgien, Aserbaidschan, die Türkei, Armenien, Tadschikistan und Deutschland daran teil. Mittendrin war auch der Westendorfer Niklas Stechele, der vom Deutschen Ringer-Bund (DRB) zu diesem Event eingeladen wurde.
Der 24-jährige U23-Europameister von 2023 wurde von Bundestrainer Jürgen Scheibe als einziger bayerischer Athlet für dieses Highlight nominiert. Viermal ging der gebürtige Westendorfer in der über 4.500 Kilometer entfernten Heimat auf die Matte, wobei sich seine Bilanz mehr als sehen lassen kann. Einer Niederlage stehen sogar drei Einzelsiege zu Buche.
Im ersten Duell verlor er im Limit bis 57 Kilo Alireza Sarlak nur mit 1:4-Wertungspunkten. „Ich kannte ihn vom Namen her. Es ist kein schlechter Ringer“, so der Ostallgäuer über den ehemaligen iranischen Vize-Weltmeister. Lange stand es 2:1 für seinen Kontrahenten, am Ende verlor Stechele etwas unglücklich. Auch das Gesamtergebnis ging aus deutscher Sicht deutlich gegen Iran I mit 1:9 verloren. Besser lief es für das DRB-Team und Niklas Stechele im zweiten Duell gegen Georgien. Beim 7:3-Erfolg gewann auch der Westendorfer seinen Einzelkampf gegen Reza Marsagishvili deutlich mit 11:1-Wertungspunkten. Das gleiche Endresultat erzielte Deutschland gegen Aserbaidschan, wobei der Westendorfer seinen Kontrahenten Mahir Mammadzada ebenfalls vorzeitig mit 12:2 auspunktete. „Ich habe viele Situationen im Kampf für mich positiv nutzen können“, freut er sich über die Revanche gegen den Aserbaidschaner. Denn in der Historie kreuzten sich beide Athleten schon einmal die Wege. Im Jahr 2017 unterlag Stechele noch bei der Kadetten-WM im Halbfinale, schaffte am Ende Rang fünf, während der Aserbaidschaner Silber erkämpfte. Im Kampf um Platz drei musste sich Deutschland der Zweiten Mannschaft Irans mit 3:7 geschlagen geben. Niklas Stechele holte einen knappen 4:3-Punktsieg über Mehdi Veysi. Allerdings verlor der DRB letztendlich mit 3:7. Der Turniersieg ging übrigens an Gastgeber Iran, der im Finale die Türkei in die Knie zwang.
Alles in allem war es für Niklas Stechele nicht nur eine Premiere im Iran, vielmehr sei es für ihn ein wahres Erlebnis gewesen. „In dieses Land kommst du nicht einfach so hin. Sie pflegen hier eine ganz andere Ringerkultur, wobei es für uns Deutsche sportlich ein richtiger guter Wettkampf war“, bilanziert der Bundeskaderathlet. Was hierzulande König Fußball ist, ist im Iran der Ringkampfsport. Der DRB-Tross wurde von vielen Ringerfans außerhalb der Halle umlagert. Die Einheimischen knipsten nicht nur zahlreiche Bilder, sondern machten auch Videos von den deutschen Ringern. „Iran ist ein sehr gastfreundliches Land“, so Stechele, der bereits dieses Abenteuer abgehakt hat und schon seinen sportlichen Fokus auf die nächsten Ereignisse richtet. 14 Tage geht es für ihn und weiteren DRB-Athleten zu einem Trainingslager nach Tokio. Hier nutzt der 24-jährige Freistilspezialist das tägliche intensive Training für die intensive Vorbereitung auf die bevorstehende Europameisterschaft vom 7. bis 13. April im slowakischen Bratislava. (stg)
