Noch in der vergangenen Saison skandierten die Zuschauer und Fans in der Sparkassen Arena im Bürgerhaus Alpenblick „Heiß, Heiß, Michi Heiß“. Wenn jetzt am Samstag die neue Oberliga-Saison mit dem Heimkampf gegen den SC Anger beginnt, wird der 31-jährige Griechisch-Römisch-Spezialist nicht mehr auflaufen. Still und leise hat er seine Ringerstiefel an den berühmt berüchtigten Nagel gehängt.
Der Entschluss reifte bei ihm schon während der vergangenen Saison. „Ich habe mir das lange und gründlich überlegt“, so Heiß, der in seiner aktiven Zeit großartige Kämpfe und Schlachten auf der Matte bestritten hat. Ein großer Erfolg für ihn ist der Gewinn der Zweitliga-Meisterschaft im Jahr 2013. Sechs Jahre später gewann er bei der Deutschen Einzelmeisterschaft in Kaufbeuren den Vizetitel. Dass er zwei Jahre lang in der Bundesliga ringen konnte, und auch hier Topleistungen erbrachte, darf auch nicht außer Acht gelassen werden. Selbst in den beiden zurückliegenden Oberliga-Zeiten hatte Heiß eine beeindruckende Bilanz: In der Saison 2021 verlor er keinen Kampf. Dies toppte er gar 2019, als er elf Mal die Matte als Sieger verlassen konnte. „Menschlich und sportlich hinterlässt Michi natürlich ein enorm riesiges Loch. Ich bin ihm unglaublich dankbar, was er für den TSV in all den Jahren aufgeopfert hat. Er hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt“, so Vereinsvorstand Robert Zech. In die gleiche Kerbe schlägt auch Ringerchef Thomas Stechele. Auch für ihn sei der Rücktritt von Michael Heiß ein Riesenverlust. „Er hat immerzu seine optimale Leistung abgerufen und war immer zu 100 Prozent vorbereitet.“
Was Verantwortliche und Ringer freuen dürfte, Heiß ist nicht weg, als Co-Trainer bleibt er dem TSV Westendorf erhalten, unterstützt dabei Cheftrainer Maximilian Goßner und ist dadurch weiterhin nah an den Athleten dran. Als Aktiver verabschiedet er sich aber mit einem weinenden und lachenden Auge: „Die Zuschauer haben mir so viel gegeben. Da kommt schon etwas Wehmut auf. Allerdings kann ich mich nun anderen Sachen widmen, wie Mountainbiken und unseren Oldtimern.“ Nach seinem Rücktritt stehen bereits mit Benedikt Gansohr und Philipp Reiner zwei Athleten parat, die in Heiß große Fußstapfen treten möchten. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir aufgrund unserer ausgezeichneten Nachwuchsarbeit Ringer haben, die diese Lücke füllen werden“, ist Thomas Stechele überzeugt. Offen ist nun, wer am Samstagabend beim Kracher gegen den SC Anger den letzten Kampf des Abends im Limit bis 75 Kilo bestreiten wird. Egal wen die Cheftrainer aufstellen, er wird genauso weiterhin frenetisch angefeuert, wie sie bisher Michael Heiß zugejubelt haben.